Präaspiration / Preaspiration

Auf dieser Seite findet sich nun, wie schon auf der Seite "Andere Kontraste" angekündigt, zunächst das 3. Kapitel unserer Arbeit. Dieses handelt von Ejektiven, Stiff Voice und Präaspiration.
Im Anschluss daran folgt noch ein Abschnitt zur Präaspiration von anderen Kursteilnehmern.

Inhaltsverzeichnis

1. Sprachen
2. Phonetische Messmethoden zum Thema VOT
3. Besondere Merkmale
3.1 Ejektive
3.1.1 Beschreibung
3.1.2 Sprachen mit Ejektiven im Lautinventar
3.1.3 Artikulationsstellen
3.1.4 Phonetische Unterschiede
3.1.5 Stimmhafte Ejektive?
3.1.6 Ejektive in Verbindung mit anderen Artikulationen
3.1.7 Frequenzverschiebungen im Frikativ s durch Ejektive
3.1.8 Auftreten von Ejektiven im europäischen Sprachraum
3.1.9 Beispiele für Ejektive
3.1.10 Literatur
3.1.11 Literatur im Internet
3.1.12 Literatur im Internet zu den erwähnten Sprachen und Völkern
3.1.13 Signalbeispiele im Internet
3.1.14 Veröffentlichungen in Zeitschriften zum Thema Ejektive
3.1.15 Eigene Messungen
3.2 Stiff Voice
3.2.1 Beschreibung
3.2.2 Literatur
3.2.3 Literatur im Internet
3.2.4 Signalbeispiele aus dem Internet
3.3 Präaspiration
3.3.1 Beschreibung
3.3.2 Präaspiration im Gälischen
3.3.3 Präaspiration im Isländischen
3.3.4 Präaspiration in anderen Sprachen
3.3.5 Literatur

3. Besondere Merkmale

3.1 Ejektive

3.1.1 Beschreibung

Ejektive sind nicht unüblich; sie treten in etwa 18% der Sprachen der Welt auf. Sie werden auch als glottalisierte Plosive bezeichnet, da sie meist als Verschlusslaute auftreten.
Ejektive sind nichtpulmonale Konsonanten, ihre Produktion erfolgt also ohne Atemluft.
Treten sie als Plosive auf bedeutet dies, dass in der Mundhöhle ein Verschluss vorliegt. Während die Glottis geschlossen ist, wird der Kehlkopf rasch angehoben, so dass die Luft im Vokaltrakt oberhalb des glottalen Verschlusses und hinter dem Verschluss des Plosivs komprimiert wird. Der Druck hinter dem Verschluss in der Mundhöhle wird dabei oft etwa doppelt so groß wie der normale pulmonale Druck, was den Luftstrom nach draussen forciert. Der orale Verschluss wird dann gelöst, während die Stimmlippen weiterhin geschlossen sind, und durch den größeren supraglottalen Druck gibt es eine höhere Amplitude während der Verschluss-Lösung. Es wird also ein lauterer Laut produziert als bei einem regulären Plosiv.
Gekennzeichnet werden Ejektive durch ein Apostroph hinter dem Symbol für den ursprünglichen Laut.

3.1.2 Sprachen mit Ejektiven im Lautinventar

Ejektive treten zum Beispiel in amerikanisch-indianischen Sprachen, afrikanischen Sprachen oder Sprachen aus dem Kaukasus auf.
Zu den Sprachen aus dem Kaukasus, in denen Ejektive auftreten, zählt das Georgische, das in Kapitel 1 beschrieben wurde.
Zu den amerikanisch-indianischen Sprachen, die über Ejektive im Lautinventar verfügen, zählt die Sprache der Lakhota, nordamerikanischen Indianern aus der Sprachfamilie der Sioux. Diese Sprache verfügt sogar über kontrastive Ejektive.
Zu den afrikanischen Sprachen mit Ejektiven gehört die Sprache der Hausa, deren Schwerpunkt der Besiedelung im Norden Nigerias liegt. Ihre Sprache ist die wichtigste Handelssprache in West-Zentral-Afrika.

3.1.3 Artikulationsstellen

Typischerweise haben Sprachen ejektive Verschlusslaute an den gleichen Stellen, wo auch pulmonale Verschlusslaute auftreten.Die beliebteste Artikulationsstelle für ejektive Verschlusslaute ist das Velum, aber auch uvulare Ejektive sind üblich und in vielen Sprachen wie zum Beispiel der der nordamerikanischen Haida (Indianervolk) oder im Georgischen belegt. Palatale Ejektive hingegen sind vergleichsweise selten, dies aber nicht unverhältnismäßig, verglichen mit den palatalen Plosiven. Belegt sind sie zum Beispiel in den Sprachen der Acoma (einem Stamm der Pueblo-Indianer, die in New Mexiko leben)oder Bella Coola (ein Indianer-Stamm, der in British Columbia lebt). Die bilabiale Artikulationsstelle ist, wie schon bei den Plosiven, relativ unbeliebt.br> Da alle Ejektive schwer zu produzieren sind, sind sie in den Sprachen, in denen sie auftreten, verhältnißmäßig unbeliebt. k’, der velare Ejektiv, ist etwas beliebter als die anderen Ejektive, aber nicht, weil er leichter zu produzieren wäre, sondern vielmehr, weil er auditiv leichter zu unterscheiden ist. Dies kommt daher, dass bei einem Verschluss am Velum der Bereich zwischen diesem Verschluss und dem der Glottis relativ klein ist. So erfolgt schon durch eine geringe Bewegung der Glottis ein größerer Luftdruck hinter dem Verschluss in der Mundhöhle. Bei p’ oder q’ ist die Höhle hinter dem Verschluss größer, und die gleiche Bewegung der Glottis erreicht einen geringeren Luftdruck. Folglich ist zum Beispiel ein p’ oft nur schwer von einem p zu unterscheiden.

3.1.4 Phonetische Unterschiede

Es gibt beträchtliche phonetische Unterschiede zwischen den Ejektiven in den verschiedenen Sprachen. So wurden zum Beispiel in Untersuchungen über Ejektive in der Hausa- und Navajo-Sprache (eine der Apachensprachen) signifikante sprachübergreifende Variationen festgestellt. In den beiden Sprachen unterscheidet sich die relative Dauer der verschiedenen Teile der Ejektive. Die Dauer des glottalen Verschlusses ist in Navajo länger als in Hausa. Er wird in eine Knarrstimme gelöst, die auch in den Beginn des Vokals hinein anhält. In der Hausa-Sprache hingegen wird der glottale Verschluss vermutlich sehr bald nach dem oralen Verschluss gelöst, und er wird von einer Zeit stimmlose Luftstroms gefolgt. Aus diesen Ergebnisse wurde abgeleitet, dass der lange glottale Verschluss in der Navajo-Sprache ein höchst signifikanter Unterschied zwischen den Sprechern des Navajo und Hausa ist und auch nicht der allgemeinen Sprechgeschwindigkeit zugerechnet werden kann. Diese ist nämlich in beiden Sprachen gleich.
Übrigens wurden zusätzliche Unterschiede in den dialogspezifischen Verhaltensweisen in den beiden Sprachen festgestellt.

3.1.5 Stimmhafte Ejektive?

Es sind keine stimmhaften Ejektive bekannt, und es ist unsicher, ob ein Druckunterschied erzeugt werden kann, der groß genug ist, dass der Luftstrom die Stimmbänder zum Vibrieren zu bringt. Von diesem Standpunkt aus betrachtet dürfte es sich bei Lauten, die in der Literatur als stimmhafte Ejektive bezeichnet wurden, um eine falsche Beschreibung dieser Laute handeln. Vermutlich ist diesen Lauten ein stimmhafter Konsonant vorausgegangen wie zum Beispiel in dem Konsonanten-Cluster dt. Cluster, die Obstruenten mit verschiedener Stimmbeteiligung in der gleichen Silbe beinhalten, sind sehr selten, aber treten zum Beispiel in der Sprache der Kelabit (einem der indigenen Völker Sarawaks, einem Teil von Borneo) auf. Diese initialen stimmhaften Verschlusslaute sind dann ungelöst, und es sind homorgane Paare von Verschlusslauten. Der erste ist stimmhaft und ungelöst, während der zweite stimmlos ist und zusätzlich ejektiv oder affrikativ sein kann.

3.1.6 Ejektive in Verbindung mit anderen Artikulationen

Der ejektive Mechanismus kann auch in Verbindung mit anderen Artikulationen inklusive derer, die keinen oralen Verschluss beinhalten, auftreten, wie zum Beispiel in ejektiven Frikativen, ejektiven Affrikaten oder auch, wenn Klicks in Begleitung eines Ejektivs auftreten.
Yapese (gesprochen auf der Indel Yap), die Tlingit- (ein Indianervolk Nordamerikas)und die Hausa-Sprache sind unter den Sprachen, die ejektive Frikative haben.
Beispiele finden sich im Absatz Beispiele für Ejektive.
Ejektive Frikative können lediglich für eine kurze Zeit gehalten werden, da bei der Anhebung der geschlossenen Glottis nur eine verhältnismäßig geringe Menge Luft bewegt werden kann.
Eine Sprache, in der ejektive Klicks auftreten, ist !Xóõ (eine Khoisan-Sprache mit 83 Schnalz- und Klicklauten). Diese ejektiven Klicks können sowohl in stimmlosen als auch stimmhaften Clustern auftreten. Auch dazu gibt es in den Beispielen für Ejektive Beispiele. Im ersten Beispiel besteht die Folge aus einem stimmlosen velaren Ejektiv der gelöst wird, nachdem der Klick gelöst wurde, und der gefolgt wird von der sofortigen Bildung eines Verschlusseses für einen uvularen Ejektiv, der vor dem Vokal gelöst wird. In der stimmhaften Version wird der stimmhafte Klick von einem uvularen Ejektiv gefolgt.
Neben ejektiven Klicks weisst !Xóõ auch ejektive Affrikaten auf.
Die Sprache der Navajo weist neben ejektiven Affrikaten auch ejektive laterale Lösungen auf. Zusätzlich verfügt Navajo über drei verschiedene Verschlusslaute: stimmlos-unaspiriert, stimmlos-aspiriert und ejektiv.

3.1.7 Frequenzverschiebungen im Frikativ s’ durch Ejektive

Bei der Produktion eines Ejektivs hebt sich die geschlossene Larynx und kehrt dann in die normale Sprechposition zurück. Diese Hoch- und Herunterbewegung ist vermutlich verantwortlich für eine Bewegung der Artikulationsstelle in der Geste, die eine Frequenzverschiebung im Frikativ-Rauschen verursacht.
Die Aufwärts-Bewegung der Glottis in einem Ejektiv wird erreicht durch die Anhebung des Zungenbeins. Die resultierende nach vorne verlagerte Artikulation des s’ hat so eine höhere Frequenz, da die Höhle vor der Verengung kleiner ist. Wenn die Larynx wieder fällt, tritt der gegenteilige Prozess auf und die Frequenz sinkt.
Diese Frequenzverschiebung im s’ wurde sowohl festgestellt, wenn sich der Ejektiv in initaler Position , als auch wenn er sich in medialer Position befindet.
Diese Variation findet sich auch nicht nur in der Hausa-Sprache, über die im Hinblick darauf Untersuchungen durchgeführt wurden, sondern auch in anderen Sprachen.

3.1.8 Auftreten von Ejektiven im europäischen Sprachraum

Manche Sprecher des Englischen produzieren Ejektive am Ende von Worten, besonders in satzfinaler Stellung, zum Beispiel am Ende des Wortes sick.
Peter Ladefoged beschreibt auf den Seiten 115 und 116 (in der 4. Auflage) von A course in phonetics wie gelernt werden kann, einen Ejektiv zu produzieren.

3.1.9 Beispiele für Ejektive

SpracheTranskriptionÜbersetzung
Hausawak’àLied
Hausak’à:ka:wie
Lakhotap’oneblig
Lakhotak’ugeben
Navajots’áaWiege
Navajot’àhnur
Navajots’ahWüstenbeifuß
Tlingits’a:Anspruch, Eigentum
Tlingitx’a:tDatei
!Xóõk!q’áa
!Xóõg!q’áã

3.1.10 Literatur

Peter Ladefoged A course in phonetics, Boston, 2001, S.114/115, S. 135/136, S. 148 und S. 264
Peter Ladefoged, Ian Maddieson The Sounds of the Worlds Languages, Oxford, 1996, S.78-81
Peter Ladefoged Vowels and consonants, Malden, 2005, S. 147/148
John Clark, Colin Yallop Phonetics and Phonology S.16/17, S. 178 und S. 269-271

3.1.11 Literatur im Internet zu Ejektiven

Wikipedia
Uni Kiel

3.1.12 Literatur im Internet zu den erwähnten Sprachen und Völkern

Acoma
Bella Coola
Haida
Hausa, über das Volk
Hausa, über die Sprache
Kelabit, grobe Informationen
Kelabit, genauere Informationen, auf Englisch
Khoisan-Sprachen
Lakhota
Navajo
Tlingit
Yapesische Sprache
!Xóõ

3.1.13 Signalbeispiele aus dem Internet

Hausa Ejektive (Peter Ladefoged: A course in phonetics)
Lakhota Ejektive (Peter Ladefoged: A course in phonetics)

3.1.14 Veröffentlichungen in Zeitschriften zum Thema Ejektive

John T. Hogan
An Analysis of the Temporal Features of Ejective Consonants
IN: Phonetica, Ausgabe 33, S. Karger AG Basel 1976, S. 275 - 284

J. T. Hogan untersuchte temporale Eigenschaften der Ejektive im Chipewyan im akustischen Rahmen und darauf aufbauend die Charakterisierung der VOT.
Die temporalen Eigenschaften sind:
1. Vor-Verschlusslösungsstille (pre-release silence)
2. Die Verschlusslösung, auch als Burst bezeichnet
3. Der stille Zeitraum zwischen Lösung und dem Onset des Vokals
4. Die Präsenz oder Abwesenheit von F2- und F3-Transitionen
5. Die Grundfrequenz des Onsets des Vokals
Der Fokus der Untersuchung lag auf zwei alveolaren und velaren Plosiven und 3 Sorten von Affrikaten.
Da alle glottalen Ejektive stimmlos sind, weisen sie alle in intervokalischer Position eine Periode der Stille vor der Verschlusslösung auf. Der Burst ist dann das Ergebnis des Luftdrucks hinter dem Verschluss.
Das Spektrum der Transienten der ejektiven Verschlusslaute ist ähnlich dem der stimmlosen Verschlusslaute.
Die Vokal-Formanten beginnen in den meisten Fällen abrupt, und in lediglich 24% der untersuchten Fälle konnten F2- oder F3-Transitionen nachgewiesen werden.
DELATTRE et al [1955] hatten anhand synthetischer Sprache festgestellt, dass die F2- und F3-Transitionen einen wichtigen Hinweis auf die Artikulationsstelle des Konsonanten liefern. Dies kann aber aufgrund der Ergebnisse dieser Studie zumindest nicht für die glottalen Ejektive dieser Sprache gelten, da in diesem Falle ja in 76% der Fälle keine aufgetreten sind. Daher wird die Grundinformation über die Artikulationsstelle vermutlich in den spektralen Eigenschaften der Übergänge übertragen.
Gemessen wurden in dieser Studie die Dauer der verschiedenen Phasen, der ganzen Ejektive, die Energieschwerpunkte im Spektrum und zusätzlich die Standardabweichung bei den Dauerwerten.
Es wurde auch untersucht, welche Ejektive vor welchen Vokalen auftreten.
Es wurde kein Unterschied in der Vor-Verschlusslösungs-Stille festgestellt, der auf die Artikulationsstelle des Plosivs zurückgeführt werden könnte, wie vorher vermutet wurde.
Es wurden Zeitmessungen an Ejektiven vorgenommen, und einige Messungen wurden Varianzanalysen unterworfen: die Pause vor der Verschlusslösung, die Zeit von der Konsonantenlösung bis zum Vokaleinsatz und die Pause nach der Verschlusslösung. Dabei ist das Pausenintervall zwischen Lösung und Vokaleinsatz ein wichtiger Faktor in Hinblick auf die VOT.

3.1.15 Eigene Messungen

Wie bereits erwähnt, haben wir auch selbst Messungen durchgeführt. Hier die Ergebnisse, die wir beim Messen von apikalen und velaren Ejektiven des Hausa gewonnen haben.

Apikale Ejektive
Wort Friktionsdauer VOT Höchste Intensität während der Friktion Höchste Intensität im ersten Vokal Höchste Intensität im zweiten Vokal
tsafi 0,07s 0,09s 80dB 87dB 78dB
tsabta 0,06s 0,07s 76dB 85dB 81dB
yatsa 0,06s 0,03s 76dB 84dB 83dB
tsuntsu 1. 0,07s % 1. 77dB 79dB 77dB
2. 0,08s 2. 77dB
tsutsa 1. 0,08s % 1. 77dB 78dB 86dB
2. 0,08s 2. 78dB
tsaya 0,07s 0,08s 71dB 84dB 82dB
tsufa 0,07s 0,07s 73dB 75dB 85dB
nitse 0,07s % 79dB 81dB 79dB
matsa 0,05s % 72dB 82dB 83dB
tsotsa 1. 0,07s 0,01s 1. 75dB 74dB 88dB
2. 0,07s 2. 0,03s 2. 78dB
Mittelwert 0,07s 0,05s 76,08dB

Velare Ejektive
Wort Friktionsdauer VOT Höchste Intensität während der Friktion Höchste Intensität im ersten Vokal Höchste Intensität im zweiten Vokal
kofa % 0,12s 65dB 84dB 84dB
kauye % 0,11s 73dB 84dB %
bako 0,08s 0,09s 61dB 77dB 82dB
kafa % 0,11s 73dB 83dB %
koshi % 0,12s 61dB 78dB 79dB
tuka 0,07s 0,05s 72dB 74dB 82dB
zaki 0,08s 0,11s 69dB 82dB 76dB
danko 0,07s 0,11s 64dB 84dB 82dB
duka 0,07s 0,14s 77dB 78dB 82
waka 0,09s 0,1s 67s 83s 81s
Mittelwert 0,08s 0,11s 64dB

Schlussfolgerung: Wenn der apikale Ejektiv nicht wortinitial steht oder sogar zwei innerhalb eines Wortes auftreten, kommt es zu keiner oder nur zu einer sehr geringen VOT.

3.2 Stiff Voice

3.2.1 Beschreibung

Die stiff voice zeigt einen geringen Grad von Laryngalisierung an, welcher mit der Kontraktion der Vocalismuskeln (musculus vocalis) assoziiert wird.
Es ist jedoch problematisch, die stiff voice anhand der Muskelaktivität von der modalen Stimme abzugrenzen, welche den typischen Phonationsvorgang darstellt.
Es ist ebenfalls schwierig, zwischen stiff voice und creaky voice (Knarrstimme, siehe Erläuterung) zu unterscheiden, da beide eine Verengung der Glottis aufweisen.
Obwohl viele Sprachen Plosive mit einem geringen Grad von Laryngalisierung aufweisen, ist in der Praxis schwer zu bestimmen, wie diese genau zustande kommen und sich von der creaky voice abgrenzen.
Thai:
Das Thailändische unterscheidet bei Plosiven zwischen drei laryngalen Zuständen: stimmhaft, stimmlos unaspiriert und stimmlos aspiriert.
Zumindest während des Verschlusseinsatzes werden die Plosive /b/ und /d/ oft mit stiff voice oder creaky voice artikuliert.
Die stiff voice tritt lediglich bei den stimmhaften Plosiven auf, nicht aber bei stimmlos aspirierten und stimmlos unaspirierten.
Koreanisch:
Das Koreanische unterscheidet zwischen aspiriert, unaspiriert Lenis (stimmhaft) und unaspiriert Fortis (stimmlos) (siehe Erläuterung).
Die stiff voice tritt im Koreanischen nur bei nicht aspiriert Fortis, also den stimmlosen Lauten auf.

Erläuterungen:
Creaky voice (Knarrstimme): Die Stimmbänder sind kurz und dick und schwingen nur im vorderen Teil. Die Knarrstimme signalisiert das Ende einer Äußerung durch den Übergang in eine andere Stimmqualität, wobei die Stimmfrequenz stark abfällt.
Lenis: Lenis-Laute sind ungespannte Laute, die keinerlei Glottisschwingungen aufweisen, dabei jedoch als stimmhaft aufgefasst werden.
Fortis: Fortis-Laute sind gespannte, "echte" stimmlose Laute, welche auch immer als stimmlos aufgefasst werden.

3.2.2 Literatur

Peter Ladefoged, Ian Maddieson The Sounds of the Worlds Languages Oxford 1996, S.55-57
Joachim M.H. Neppert 1999. Elemente einer akustischen Phonetik. Hamburg:Helmut Buske Verlag

3.2.3 Literatur im Internet

Wikipedia
Wikipedia, englisch
Uni München, S.8-13

3.2.4 Signalbeispiele aus dem Internet

Fortiskonsonanten im Koreanischen (Peter Ladefoged: A course in phonetics)





3.3 Präaspiration

3.3.1 Beschreibung

In präaspirierten Plosiven tritt am Ende des Vokals, Nasals oder Liquids vor dem Onset des Verschlusses eine Phase der Stimmlosigkeit auf. Es handelt sich bei der Präaspiration also um einen Verschluss vor einem stimmlosen Obstruenten.
Dies bedeutet, dass die Glottis vor dem Verschluss für eine kurze Zeit geöffnet ist.
Dabei ist Präaspiration von der Dauer her länger als Aspiration nach einer Verschlusslösung.
In präaspirierten Plosiven erfolgt der orale Verschluss etwa dann, wenn die glottale Öffnung nahe dem Maximum ist, etwa in der Mitte der stimmlosen Periode, während in unaspirierten stimmlosen Geminaten der orale Verschluss auftritt, wenn die glottale Öffnungsgeste beginnt.
Es gibt keine belegten Beispiele dafür, dass präaspirierte Plosive in initialer Position auftreten würden.
Um präaspirierte Laute zu transkribieren wird meist das Zeichen für die Aspiration (das hochgestellte h) dem präaspirierten Laut vorangestellt.
Präaspiration ist realtiv selten. Die bekanntesten Beispiele für Sprachen, in denen präaspirierte Laute auftreten, sind schottisches Gälisch, Isländisch und Faröisch.

3.3.2 Präaspiration im Gälischen

Im schottischen Gälisch treten präaspirierte Verschlüsse nur in medialer und finaler Position auf, während die aspirierten Verschlüsse in initialer Position auftreten. Sie bilden also Pendants.
Der Grad der Präaspiration variiert allerdings in den verschiedenen Dialekten des schottischen Gälisch. In Skye Gaelic sind präaspirierte Verschlusslaute in der Länge vergleichbar mit denen des Isländischen, obwohl sie im schottischen Gälisch nicht als Geminaten zu analysieren sind. Im Lewis Gaelic hingegen sind sie so kurz wie andere Verschlusslaute.
Zwei Beispiele aus dem schottischen Gälisch, wo die Präaspiration distinktiv ist:
Palatal Velar
Transkription [?hc?] [k??hk]
Orthographie aice cnoc>/td>
Übersetzung at her hill
Transkription [?c?] [k??k]
Orthographie aige cnog
Übersetzungen at him Knock

Man kann also sehen, dass das Wort mit Präaspiration ausgesprochen "at her" bedeutet, während es ohne Präaspiration "at him" bedeutet.

3.3.3 Präaspiration im Isländischen

Im Isländischen sind die präaspirierten Verschlüsse Realisierungen von langen (Gemeinsaten) stimmlosen, aspirierten Verschlusslauten.
Auch hier treten präaspirierte Verschlusslaute nur in medialer und finaler Stellung auf. Unaspirierte Plosive in medialer Stellung bleiben unverändert, um so einen Kontrast zu den präaspirierten Plosiven zu bilden.
Im Isländischen hat die Präaspiration normale Segment-Länge, während die Postaspiration viel kürzer ist. Dies liefert einen Hinweis darauf, dass die Präaspiration nicht einfach die Umkehrung der Postaspiration ist.
In Studien des Isländischen war die Dauer von hp (h steht für die Präaspiration; aufgrund der normalen Segment-Länge) oder ht, also die Dauer der Präaspiration und des Verschlusses zusammen, in etwa gleich der Dauer des Verschlusses selbst in unaspirierten Geminaten.
Präaspirierte und unaspirierte Plosive sind im isländischen Geminaten, haben einen kürzeren vorhergehenden Vokal, und die Vokallänge spielt im Isländischen eine Rolle bei der Distinktion zwischen präaspirierten und unaspirierten Plosiven.

3.3.4 Präaspiration in anderen Sprachen

Präaspiration soll auch in anderen Sprachen auftreten, zum Beispiel indianischen Sprachen Amerikas wie Ojibwa, allerdings konnten die Autoren Ladefoged und Maddieson dies nicht persönlich nachprüfen. Auf jeden Fall soll in Ojibwa Präaspiration, wie auch im Isländischen, nur vor den "fortis" (langen) Konsonanten pp, tt, cc und kk auftreten Diese wiederum treten ausschließlich in medialer Position auf.

Literatur

Peter Ladefoged, Ian Maddieson The Sounds of the Worlds Languages Oxford 1996, S.70 - 73

Literatur im Internet

Wikipedia

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Literatur

Peter Ladefoged, Ian Maddieson The Sounds of the Worlds Languages Oxford 1996, S.70-73

Bernd Pompino-Marschall Einführung in die Phonetik (2. Auflage) Berlin 2003, S. 191


Beschreibung

Preaspiration is perhaps best-known from Scandinavian languages--most prominently in Icelandic and Faroese, but it occurs in some dialects of Norwegian and Swedish as well. It also occurs, among other languages, in Scottish Gaelic, Halh Mongolian, some Sami languages, and in several American Indian languages, including dialects of Cree, Ojibwe, Fox, and Hopi.
kappi [kapi], "hero"
hattur [hatr], "hat"
þakka [?aka], "thank"
(Wikipedia)
Bei präaspirierten Plosiven wird die Stimmlippenschwingung des verhindernden glottalen Öffnungsgrades schon vor der oralen Verschlussbildung erreicht. (Bernd Pompino-Marschall: Einführung in die Phonetik)

Signalbeispiele aus dem Internet

Präaspiration im Isländischen (Peter Ladefoged: A course in phonetics)

Plosive im Mongolischen nach Svantesson

Es gibt vier Artikulationsstellen für Plosive im Mongolischen: labial, dental, velar und uvular. Es besteht ein Kontrast von palatisierten und nicht-palatalisierten Varianten der Plosive für die Artikulationsstellen labial, dental und velar. Velare, palatalisierte velare und uvulare Plosive haben nur eine Artikulationsart - stimmhaft. Für die anderen Artikulationsorte gibt es zwei kontrastiv verwendete Artikulationsarten (nach J. Ramstedt 1902) - fortis (stark) vs. lenis (schwach). Fortis (starke) Plosive sind stimmlos, in wortinitialer Position postaspiriert und in wortmedialer Position prä- oder postaspiriert. Lenis (schwache) Plosive sind nach Ramstedt gewöhnlich stimmlos, in anderen Literaturquellen werden sie als "entstimmt" beschrieben. Die phonetische Realisation von ´starken´ Plosiven des Mongolischen variiert mit ihrer Position im Wort. Daraus folgt, dass wortinitiale Plosive stl. und postaspiriert realisiert werden, aber in allen anderen Umgebungen werden die Plosive stl. präaspiriert realisiert. Das distinktive Merkmal für Plosive im Halh - Mongolischen ist die Aspiration.

Postaspiration im Mongolischen

Um die Postaspiration im Mongolischen zu bestimmen, muss die VOT inklusive der kurzen Plosionsphase gemessen werden. Ergebnisse der VOT - Messungen für das Mongolische: wortinitial ist sie sehr kurz für unasp. Konsonanten, für asp. Konsonanten ist sie jedoch signifikant größer. Wortmedial ist der Unterschied in der VOT der asp. und unasp. Varianten nur gering und nicht signifikant. Zusammenfassend ist festzustellen, dass Postaspieration nur in wortinitialer Position konsistent und hervorstechend ist.

Präaspiration im Mongolischen

Um die Präaspiration im Mongolischen zu bestimmen, muss man die Phase von der Entstimmlichung des vorangehenden Vokals bis zum Beginn der Schließungsphase des Plosivs messen. Die Präaspiration ist am auffälligsten, wenn der vorangehende Vokal im selben Wort ist, also für Plosive in wortmedialer und -finaler Position. Aspirierte Plosive haben an allen Positionen Präaspiration - die Unterscheidung asp. und unasp. Plosive ist ein konsistentes phonetisches Korrelat, dass äußerungsinitial nicht realisiert werden kann. Die Präaspiration ist die hauptsächlich unterschiedende Eigenschaft - wort- oder äußerungsinitial ist die Präaspiration phonetisch unmöglich und wird deshalb als Postaspiration realisiert.

Präaspiration in den Sprachen der Welt

Präaspiration ist kein gewöhliches Phänomen. Sie tritt in folgenden Mustern auf: mediale und finale Präaspiration. In Spachen in denen Präaspiration vorkommt sind wortinitiale Plosive immer postaspiriert. Sonoranten die präasp. Plosiven vorausgehen werden entstimmt. Beispiele für Sprachen in denen Präaspiration noch auftritt sind Schottisch Gaelisch und Isländisch.

Plosive in mongolischen Dialekten

Chahar als mongolischer Dialekt weißt postasp. und unasp. stl. Plosive auf. Präaspiration tritt in diesem Dialekt nicht auf. Die Verschlussphase des Plosivs ist länger bei asp. Plosiven. Die Werte der VOT in wortinitialer Position sind denen im Halh - Mongolischen ähnlich. Wortmediale Plosive weißen eine stake Postaspiration auf.

Plosive im Buriad und Kalmückisch

Diese Sprachen sind eng miteinander verwandt. Wortinitiale Plosive: im Buriad stimmhaft. im Kalmückischen stimmhaft. im Halh - Mongolischen stimmlos. Wortmediale Plosive: im Buriad postaspiriert. im Kalmückischen postaspiriert, aber kürzer als im Buriad. im Halh - Mongolischen präaspiriert.

Z U R Ü C K


© 2007 Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik)
Universität zu Köln

Erstellt von den Teilnehmern
des Seminars Forschungsmethoden im WS 07/08
am IfL-Phonetik der Universität zu Köln

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